Philanthropie – ein globales Phänomen

Eine Frage der Verantwortung

Philanthropische Stiftungen sind kein neues Phänomen. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gründeten die Wirtschaftsgranden Andrew Carnegie (1911) und John D. Rockefeller (1913) die ersten großen privaten Stiftungen in den Vereinigten Staaten. Aktuell gibt es mehr als 200 000 weltweit. Mehr als 86 000 davon sind in den USA registriert. Weitere 85 000 Stiftungen werden für Westeuropa und 35 000 für Osteuropa geschätzt.

Im Jahr 2000 gründete der Multimilliardär Bill Gates zusammen mit seiner damaligen Frau Melinda Gates die derzeit größte Stiftung weltweit, mit einem Vermögen von 67,3 Milliarden US-Dollar (2022). Für Gates ist Philanthropie eine grundlegende Verantwortung jeder Person mit viel Geld. „Sobald Sie für sich und Ihre Kinder ausgesorgt haben, besteht die beste Verwendung für zusätzliches Vermögen darin, es der Gesellschaft zurückzugeben“, so der Multimilliardär.

 

Intensiv und fokussiert

Philanthropen können Themen oft flexibler und schneller angehen, als dies mitunter für Regierungen möglich ist. McKinsey stellt im Bericht „A Transformative Moment for Philanthropy“ im Kontext der Pandemie folgendes fest: „Beeindruckend ist nicht nur die Kapitalsumme, die bedeutende Philanthropen beigesteuert haben – im Mai 2020 weltweit mindestens 10,3 Mrd. Dollar –, sondern auch, wie das Geld gegeben wurde: in Rekordtempo, mit weniger Bedingungen und in stärkerer Zusammenarbeit mit anderen.“

 

Die Stärke der Philanthropie besteht darin, Finanzmittel intensiv auf bestimmte Ziele zu konzentrieren. Die Impfstoffentwicklung ist ein Beispiel für den Fortschritt, der erzielt werden kann, wenn Engagement, Finanzierung und intellektuelle Ressourcen zueinander finden. In der Geschichte gibt es zahlreiche weitere Beispiele, in denen Philanthropie Großes bewegt hat, etwa bei der Behandlung von HIV/AIDS oder in der Katastrophenhilfe.

Ein Anlass für Philanthropie kann der allgemeinere Wunsch sein, der Gesellschaft zu helfen und „etwas zurückzugeben.

 

Die Beweggründe für Philanthropie können sehr unterschiedlich sein. Mitunter erwächst sie aus der Begeisterung für eine bestimmte Sache oder aus der Überzeugung, dass der Spendengeber damit eine echte Veränderung bewirken kann. Wofür man sich einsetzt, wird unter Umständen von persönlichen Erfahrungen oder beruflichen Interessen beeinflusst. Ein weiterer Anlass für Philanthropie kann der allgemeinere Wunsch sein, der Gesellschaft zu helfen und „etwas zurückzugeben“. In diesem Fall spiegelt das philanthropische Engagement die Werte einer Person oder Familie wider.

 

Die Lage in Luxemburg

Eine erste Adresse für alle Philanthropie-Interessierten ist die „Fondation de Luxembourg“, eine private und unabhängige Wohltätigkeitsorganisation mit gemeinnützigem Status. Die 2008 gegründete Organisation hat zum Auftrag, private philanthropische Tätigkeiten durch Information und Beratung zu fördern. Zudem besteht die Möglichkeit, unter dem Dach der Organisation eine eigene Stiftung zu gründen. Die „Fondation de Luxembourg“ hat maßgeblich am Aufbau von mehr als 100 Treuhandstiftungen mitgewirkt, die Projekte in ganz unterschiedlichen Bereichen umsetzen. Das Zusagevolumen beläuft sich auf knapp 330 Millionen Euro. 

 

Wohltätigkeitsorganisationen gliedern sich in Luxemburg in zwei Hauptgruppen: Vereine ohne Gewinnzweck („Associations sans but lucrative“ – Asbl) und gemeinnützige Stiftungen („Fondation d’utilité publique“). Beide haben ihre Vor- und Nachteile sowie bestimmte steuerliche Merkmale.

 

Vereine ohne Gewinnzweck arbeiten auf gemeinwohlorientierte Ziele hin. Wie der Name schon sagt, unterscheiden sie sich von normalen Wirtschaftsunternehmen. Asbl‘s können Spenden aus verschiedensten Quellen erhalten. Vereine ohne Gewinnzweck müssen mindestens drei Gründer haben, während ein Unternehmen oder eine gemeinnützige Stiftung durch eine einzige Person gegründet werden kann. Spenden von außerhalb der EU oder des Europäischen Wirtschaftsraums, die 30 000 Euro übersteigen, müssen vom Justizminister genehmigt werden.

Die Ziele einer Stiftung sind begrenzter als bei einem Verein ohne Gewinnzweck und im luxemburgischen Recht festgeschrieben.

 

Bei gemeinnützigen Stiftungen handelt es sich um unabhängige, separat gebildete Einrichtungen. Die Ziele einer Stiftung sind begrenzter als bei einem Verein ohne Gewinnzweck und im luxemburgischen Recht festgeschrieben. Darunter fallen unter anderem philanthropische, soziale, religiöse oder wissenschaftliche, künstlerische, pädagogische, sportliche oder touristische Ziele. Zu beachten ist, dass Spenden an Stiftungen nicht genutzt werden dürfen, um verpflichtende Erbschaftsregeln zu umgehen. Eine Stiftung darf nicht für die private Vermögensverwaltung genutzt werden. Sie sind per großherzoglichem Erlass gegründet. Dadurch dauert der Gründungsprozess mitunter länger, anschließend ist der Verwaltungsaufwand aber geringer. Die Regel zu Spenden von mehr als 30 000 Euro außerhalb der EU oder des EWR gilt auch hier.

Interessiert Sie dieses Thema? Lesen Sie unseren vollständigen Artikel „Philanthropie: ein bleibendes Vermächtnis hinterlassen“. Zusätzliche interessante Informationen über die Verwaltung Ihrer Finanzen oder die Verwirklichung Ihrer Projekte finden Sie unter www.my-life.lu. Zögern Sie auch nicht, Ihren Kundenberater der BIL direkt zu kontaktieren.

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